24.06.2024

Autor: Daniel Hannemann

Arthrose: Physiotherapie als Schlüssel zur Linderung

In aller Kürze:

  • Arthrose betrifft Menschen jeden Alters und resultiert in Schmerzen, Steifheit und Bewegungsproblemen. Es wird nicht durch "Abnutzung", sondern durch diverse Faktoren wie Genetik, Übergewicht, Verletzungen und Überlastung verursacht.

  • Physiotherapie ist eine zentrale Säule in der Behandlung von Arthrose. Sie lindert Schmerzen, verbessert die Beweglichkeit, stärkt die Muskulatur und fördert allgemeine die körperliche Fitness.

  • Regelmäßige, moderate Bewegung ist grundlegend für die Bewältigung von Arthrose, da sie die Funktion verbessert, Schmerzen reduziert, ein gesundes Gewicht unterstützt und die Stimmung aufbessert.

  • Gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Gehen, Fahrradfahren, Tai Chi und Yoga sind empfehlenswert. Auch gezieltes Krafttraining ist effektiv, solange es therapeutisch abgestimmt ist.

  • Eine entzündungshemmende Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind essenziell für die Gelenkgesundheit. Dennoch reicht eine Ernährungsumstellung allein nicht aus, um die Symptome vollständig zu kontrollieren.

  • Es gibt keinen Standardplan zur Behandlung der Arthrose. Ein individuell angepasster Ansatz, der von einem Fachmann begleitet wird, ist entscheidend. Es ist wichtig, langsam zu beginnen und die Intensität der Aktivitäten allmählich zu steigern, um Überlastung und Verletzungen zu vermeiden.

Arthrose: Ein Leitfaden zu Physiotherapie und aktiver Bewegung

Arthrose, eine der am weitesten verbreiteten chronischen Gelenkerkrankungen, betrifft Millionen von Menschen weltweit und ist eine Hauptursache für Schmerzen und Mobilitätseinschränkungen. Besonders häufig findet sich die Arthrose im Knie, im Hüftgelenk, der Wirbelsäule oder den Fingern. Während die Krankheit mit dem Alter zunimmt, sind ihre Auswirkungen nicht auf Ältere beschränkt. Menschen aller Altersgruppen können Symptome erfahren, die von leichten Beschwerden bis hin zu schweren, lebensverändernden Schmerzen reichen. In diesem Blogpost konzentrieren wir uns auf die Rolle der Physiotherapie und aktiver Bewegung bei der Bewältigung von Arthrose, um die Lebensqualität zu verbessern und Schmerzen zu lindern.

Was verstehen wir unter dem Begriff Arthrose?

Arthrose entsteht, wenn der schützende Knorpel, der die Enden der Knochen in Ihren Gelenken bedeckt, schwindet. Dies kann zu Schmerzen, Steifigkeit und allgemeinen Problemen bei der Bewegung führen.

Arthrose ist aber keine "Abnutz-erkrankung", sondern eher auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Ursachen zurück zu führen. Die Aussage "Der Knorpel ist abgenutzt" suggeriert, dass es sinnvoll ist, das Gelenk zu schonen, um es nicht noch weiter zu schädigen. Das ist allerdings die schlechteste Herangehensweise an diese Gelenkerkrankung. Warum das so ist, liest du weiter unten.

Ursachen: Eine bunte Mischung aus Genetik, Übergewicht, Verletzungen und mechanischen Überlastungen.

  • Alterung: Alter ist einer der Hauptfaktoren für die Entwicklung von Arthrose. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Fähigkeit des Knorpels, sich selbst zu reparieren.

  • Genetik: Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle in der Entstehung. Menschen mit Familienmitgliedern, die an Arthrose leiden, haben ein höheres Risiko, selbst daran zu erkranken. Bestimmte genetische Mutationen können auch die Struktur und Qualität der Knorpelschicht beeinflussen.

  • Übergewicht und Adipositas: Übergewicht und Adipositas erhöhen die Belastung der gewichtstragenden Gelenke, wie Knie und Hüften, was eine Schädigung beschleunigen kann. Noch bedeutender ist jedoch die Tatsache, dass Fettgewebe Entzündungsstoffe freisetzt, die zur Gelenkdegeneration beitragen können. Adipositas beeinflusst also auf zwei Arten den Gelenkverschleiß. Mechanisch und entzündlich.

  • Verletzungen: Verletzungen der Gelenkpartner, wie Frakturen oder Bänderrisse, können das Risiko für die Entwicklung von Arthrose erhöhen.

  • Entzündliche Erkrankungen: Entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis können ebenfalls zu Arthrose führen. Die Entzündung kann den Knorpel direkt schädigen und dessen Abbau beschleunigen.

  • Stoffwechselstörungen: Bestimmte Stoffwechselstörungen, wie Diabetes und Gicht, können ebenfalls das Risiko erhöhen. Diese Bedingungen können die Struktur und Funktion des Knorpels beeinträchtigen.

  • Fehlstellungen: Fehlstellungen, wie zum Beispiel O-Beine oder X-Beine, führen zu einer ungleichmäßigen Belastung der Gelenkflächen und können die Reduktion des Knorpels in bestimmten Bereichen beschleunigen.

  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, besonders nach der Menopause, was auf hormonelle Faktoren sowie Unterschiede in der Gelenkstruktur und -belastung hinweisen könnte.

  • Mechanische Belastung: Eine übermäßige mechanische Belastung, sei es durch schwere körperliche Arbeit oder durch bestimmte Sportarten, kann ebenfalls zu einem schnelleren Verschleiß führen.

  • Ernährung und Lebensstil: Bestimmte Ernährungs- und Lebensstilfaktoren können ebenfalls das Risiko beeinflussen. Eine Ernährung, die reich an entzündungsfördernden Lebensmitteln ist, sowie ein Mangel an körperlicher Aktivität können die Gesundheit der Gelenke negativ beeinflussen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Arthrose durch eine Kombination aus genetischen, biomechanischen, metabolischen und umweltbedingten Faktoren verursacht wird. Ein besseres Verständnis dieser Faktoren kann dazu beitragen, präventive Strategien zu entwickeln und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern.

Die Möglichkeiten von Physiotherapie bei Arthrose

Physiotherapie ist der Oberbegriff für Krankengymnastik und physikalische Anwendungen wie Wärme oder Kälte. Diese ist eine zentrale Säule in der Behandlung von Arthrose. Sie bietet nicht nur Linderung von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, sondern stärkt auch die Muskeln um die betroffenen Gelenke, verbessert die Beweglichkeit und fördert die allgemeine körperliche Fitness. Die Therapie bei einem Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin sollte daher folgende Schwerpunkte haben:

  • Übungen zur Stärkung: Diese zielen darauf ab, die Muskulatur um die Gelenke zu stärken, was zu einer besseren Unterstützung und Stabilität führt.

  • Beweglichkeitsübungen: Sie verbessern die Flexibilität und Bewegungsfreiheit. Verloren gegangene Beweglichkeit kann so zurückgewonnen werden.

  • Schmerzmanagement-Techniken: Dazu gehören Wärme- und Kältetherapie und manuelle Therapie.

  • Beratung und Schulung: Physiotherapeuten können wertvolle Informationen über die Krankheit selbst und darüber, wie man im Alltag am besten damit umgeht, bereitstellen. Aber auch Lifestyle Themen wie Schlaf und Ernährung sind relevant für die Behandlung.

Der Nutzen aktiver Bewegung

Regelmäßige, moderate Bewegung ist entscheidend für die Bewältigung von Arthrose. Während Schmerzen dazu führen können, dass man sich weniger bewegen möchte, zeigt die Forschung, dass körperliche Aktivität tatsächlich helfen kann, Schmerzen zu reduzieren und die Funktion zu verbessern. Hier sind einige Faktoren, die von aktiver Bewegung positiv beeinflusst werden:

  • Gelenkbeweglichkeit: Bewegung hilft, die Flexibilität der Gelenke zu erhalten, und kann das Voranschreiten der Arthrose verlangsamen.

  • Körpergewicht: Übergewicht erhöht die Belastung auf die Gelenke, insbesondere auf Knie und Hüften. Aktive Bewegung hilft, ein gesundes Gewicht zu halten oder zu erreichen.

  • Stimmung: Regelmäßige Bewegung kann auch die Stimmung verbessern und zur Verringerung von Angst und Depression beitragen, die oft mit chronischen Schmerzzuständen einhergehen.

  • Schlaf: Mangelnder Schlaf kann Schmerzen erheblich verstärken. Wer schlecht schläft, empfindet mehr Schmerzen. Wer mehr Schmerzen hat, schläft schlecht. Ein Kreislauf, den aktive Bewegung durchbrechen kann.


Diese Aktivitäten empfehlen wir:

  • Schwimmen und Wassergymnastik: Diese Aktivitäten reduzieren den Druck auf die Gelenke und ermöglichen eine sanfte Bewegung.

  • Gehen: Ein einfacher, aber effektiver Weg, um aktiv zu bleiben, ohne die Gelenke zu stark zu belasten. Gehen ist die natürlichste Belastung für unsere Gelenke.

  • Fahrradfahren: Entweder auf einem stationären Heimtrainer oder im Freien, um die Beinmuskulatur zu stärken, ohne die Kniegelenke zu überlasten.

  • Tai Chi und Yoga: Beide Praktiken verbessern die Beweglichkeit, Flexibilität und das Gleichgewicht, während sie gleichzeitig Stress reduzieren.

  • Laufen: Viele Menschen haben Bedenken hinsichtlich möglicher Knorpelschäden beim Laufen aufgrund des Drucks auf die Gelenke, jedoch fördert Laufen die Ausschüttung von Wachstumshormonen, die die Gelenkgesundheit schützen und reduziert entzündungsfördernde Stoffe im Körper. So haben Menschen, die regelmäßig laufen, ein etwa halb so hohes Risiko Arthrose zu bekommen.

  • Krafttraining: Die Stärkung der Muskulatur mit gezielten Übungen und Zusatzgewicht hilft dabei, die Gelenke zu stabilisieren und wirkt sich meist positiv auf das Schmerzerleben aus.
    Keine Angst! Krafttraining ist eine sichere Methode den Knorpel zu versorgen und Muskeln aufzubauen. Vorausgesetzt, der Trainingsplan wird therapeutisch abgestimmt.

Ernährung

Die Ernährung bei Arthrose spielt eine wichtige Rolle im Krankheitsmanagement, da sie nicht nur das Körpergewicht beeinflusst, sondern auch entzündliche Prozesse im Körper begünstigen kann. Eine gut ausgewählte Ernährung kann helfen, die Symptome von Arthrose zu mildern, die Gelenkgesundheit zu fördern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Hier sind einige grundlegende Ernährungsempfehlungen für Menschen mit Arthrose:

Konsum von anti-entzündlichen Lebensmitteln

Entzündungen können Schmerzen und Steifheit verschlimmern. Eine Ernährung, die reich an anti-entzündlichen Lebensmitteln ist, kann helfen, diese im Körper zu reduzieren. Zu diesen Lebensmitteln gehören:

  • Fettreicher Fisch: Lachs, Makrele, Sardinen und Forelle sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmende Eigenschaften haben.

  • Nüsse und Samen: Walnüsse, Chiasamen und Leinsamen enthalten ebenfalls Omega-3-Fettsäuren.

  • Olivenöl: Enthält Oleocanthal, das entzündungshemmende Eigenschaften besitzt.

  • Früchte und Gemüse: Beeren, Kirschen, Brokkoli, Spinat und Grünkohl sind reich an Antioxidantien und anderen Nährstoffen, die Inflammationen bekämpfen können.

Vermeidung von entzündungsfördernden Lebensmitteln

Einige Lebensmittel können Entzündungen im Körper fördern und sollten daher in Maßen konsumiert oder vermieden werden:

  • Zucker und raffinierte Kohlenhydrate: Süßigkeiten, Weißbrot und z. B. weiße Pasta

  • Gesättigte Fette: In rotem Fleisch und Vollfettmilchprodukten enthalten.

  • Transfette: In verarbeiteten Lebensmitteln und einigen Margarinen zu finden.

  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Wasser ist essentiell für die Gesundheit der Gelenke, da es zur Schmierung beiträgt und Nährstoffe transportiert. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann den Gelenkknorpel unterstützen.

  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, magerem Protein und gesunden Fetten ist, unterstützt die allgemeine Gesundheit.

Es ist mir wichtig zu betonen, dass eine Ernährungsumstellung allein nicht ausreicht, um die Symptome von Arthrose vollständig zu kontrollieren, aber sie kann eine wertvolle Ergänzung zu einem umfassenden Behandlungsplan sein.

Weiter Hinweise zur Ernährung bei Arthrose findest du hier.

Individuelle Anpassung ist der Schlüssel zum Erfolg

Jede Arthrose ist einzigartig, und was für den einen als Therapie funktioniert, ist möglicherweise nicht für einen anderen geeignet. Ein individuell angepasster Ansatz, der von einem Fachmann begleitet wird, ist entscheidend. Beginne langsam und steigere die Intensität und Dauer der Aktivitäten allmählich, um Überlastung und Verletzungen zu vermeiden.