24.06.2024

Autor: Ben Conrady

Der Fersensschmerz: Ursache, Symptome und Behandlung

In aller Kürze:

  • Fersenschmerz (Plantarfasziitis) äußert sich durch einen stechenden oder brennenden Schmerz an der Fußsohle, besonders nach dem Aufstehen, langem Stehen oder Gehen.

  • Hohe Trainingsumfänge, Übergewicht und ein bewegungsarmer Lebensstil erhöhen das Risiko für Fersenschmerzen. Etwa jeder zehnte Mensch erleidet diese Verletzung im Laufe seines Lebens.

  • Mehr als 80% der Betroffenen sind nach 12 Monaten vollständig schmerzfrei.

  • Die Therapie zielt auf die Linderung der Symptome und die schrittweise Erhöhung der schmerzfreien Belastbarkeit der Faszie ab.

  • Sinnvoll ist eine Reduktion der Fußbelastung durch alternative Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren und Anpassung der Bewegungsintensität und -häufigkeit.

  • Kurzfristige Dehnübungen zur Linderung der Symptome und Kräftigungsübungen zur langfristigen Schmerzfreiheit und Erhöhung der Belastbarkeit der Plantarfaszie sind die Therapie der Wahl.

  • Kortison-Injektionen und Schuheinlagen können vorübergehend Schmerzen reduzieren. Speziell angefertigte orthopädische Einlagen bieten keinen zusätzlichen Nutzen gegenüber normal erhältlichen Einlagen.

  • Fersensporne und Entzündungen sind nicht die Hauptursachen für Fersenschmerzen. Es handelt sich vielmehr um eine Verdickung und Degeneration der Faszie.

Der Fersenschmerz

Symptome einer Plantarfasziitis:

Fersenschmerz, auch bekannt als Plantarfasziitis, bezeichnet eine Erkrankung, die sich durch einen stechenden oder brennenden Schmerz an der Fußsohle, typischerweise am Faszienansatz unter der Ferse, manifestiert. Betroffene verspüren den Schmerz häufig als Anlaufschmerz bei den ersten Schritten nach dem Aufstehen. Langes Stehen oder Gehen, insbesondere nach Ruhephasen, kann den Schmerz ebenfalls hervorrufen. Obwohl der Schmerz mit zunehmender Aktivität nachlassen kann, verstärkt er sich oft in den Abendstunden wieder.

Ursache von Fersenschmerzen

Statistisch gesehen erleidet etwa jeder zehnte Mensch im Laufe seines Lebens diese Verletzung. Besonders häufig sind Menschen betroffen, die ihre Faszien durch hohe Trainingsumfänge verstärkt belasten oder Personen mit Übergewicht und einem bewegungsarmen Lebensstil.

Bei diesen Personen führt die hohe Zugbelastung der Achillessehne häufig zu einer Überlastung, was ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit der Strukturen verursacht. Die unmittelbare Reaktion des Körpers auf diese Reizung ist oft eine Entzündung. Setzt die Belastung sich fort, kann der Schmerz in der Ferse chronisch werden.

Behandlung von Fersenschmerzen

Das Ziel der physiotherapeutischen Behandlung besteht zunächst darin, den Patienten über die Prognose und das weitere Vorgehen aufzuklären. Zusätzlich fokussiert sich die Therapie darauf, die Symptome zu lindern und die schmerzfreie Belastbarkeit der Faszie schrittweise zu erhöhen.

Belastungsmanagement

Die Plantarfaszie übernimmt beim Gehen die Aufgabe, Kräfte aufzunehmen und wieder abzugeben, was dem Menschen eine sehr effiziente Fortbewegung auf zwei Beinen ermöglicht, gleichzeitig aber auch eine hohe Dauerbelastung für diese Faszie darstellt. Die wirksamste Methode, selbst Einfluss auf die Beschwerden zu nehmen, besteht zunächst darin, die Belastung des Fußes zu reduzieren, also durch Entlastung. Das Verhältnis von Be- und Entlastung spielt bei der Entstehung der akuten Fersenschmerzen eine wichtige Rolle und ist damit ein leicht umsetzbarer erster Schritt. Das Laufen durch weniger belastende Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren zu ersetzen, kann eine Möglichkeit sein, aktiv zu bleiben, aber die schmerzauslösenden Bewegungen zu reduzieren. Sowohl beim Sport als auch bei alltäglichen Bewegungen können der Umfang (z. B. wie viele Schritte), die Intensität (wie schnell du gehst) und die Häufigkeit (wie viele Pausen zwischen den Belastungen sind) beeinflusst werden. Es ist nicht notwendig, alle schmerzauslösenden Aktivitäten komplett zu vermeiden, da Schmerzen auch während der Rehabilitation auftreten können. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Schmerzen noch als erträglich empfunden werden.

Übungen helfen - die aktive Behandlung

Die aktive Behandlung umfasst zwei Arten von Übungen. Übungen zur kurzfristigen Behandlung bzw. Linderung der Symptome und Übungen, die körperliche Anpassungen zur langfristigen Schmerzfreiheit und erhöhten Belastbarkeit auslösen.

Kurzfristige Schmerzlinderung

Wie erwähnt, treten bei Betroffenen oft Schmerzen nach längeren Ruhephasen auf, zum Beispiel nach langem Sitzen oder Schlafen. Die Dehnung der Faszie hat sich hier als effektiv erwiesen, um die Symptome zu reduzieren und die Funktion zu verbessern. Ziel ist es, die Empfindlichkeit der Strukturen zu reduzieren, um den Übergang vom Sitzen oder Liegen zum Stehen und Gehen angenehmer zu gestalten. Eine einfache und effektive Dehnübung besteht darin, den Fuß über das andere Bein zu legen und die Großzehe mit der Hand in Richtung Schienbein zu drücken. Diese Position sollte für 10 Sekunden gehalten und insgesamt 10 Mal wiederholt werden.

Beschwerden langfristig verbessern

Das Ziel der Behandlung sollte eine langfristige und nachhaltige Beschwerdefreiheit sein. Bei gewichtstragenden Aktivitäten wie dem Gehen oder Laufen wird die Plantarfaszie hohen Belastungen ausgesetzt, da die Muskulatur der Wade beansprucht und die Großzehe gestreckt wird. Das Ziel der Therapie ist es, die Widerstandsfähigkeit und Kapazität der Faszie zu erhöhen, um Lasten besser tragen zu können. Im Vergleich zu den durchgeführten Übungen sollte der erste Schritt nach dem Aufstehen aus dem Bett mit der Zeit so sehr leicht erscheinen. Das Trainingsprogramm sollte aus Kräftigungsübungen bestehen, welche die Wadenmuskulatur und damit die Plantarfaszie belasten. Die Belastung (z.B. das verwendete Gewicht) und der Umfang (Anzahl der Sätze und Wiederholungen) sollten mit der Zeit gesteigert werden.

Passive Maßnahmen

  • Cortison: Eine Injektion mit Cortison kann die Beschwerden in vielen Fällen für einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen reduzieren. Sie kann somit einen recht unkomplizierten und kostengünstigen Zusatz zu einem aktiven Vorgehen darstellen.

  • Einlagen: Das Nutzen von Schuheinlagen kann zur Reduktion von Schmerzen führen. Somit können sie eine günstige Option zur Minderung von Symptomen darstellen. Es ergibt sich allerdings kein Vorteil aus speziell angefertigten orthopädischen Schuheinlagen im Vergleich zu normal erhältlichen Schuheinlagen.

Mythen

  • Fersensporn: Gerade Betroffene, die ein MRT oder Röntgenaufnahmen des Fußes durchführen lassen, haben häufig den Eindruck, dass ein Fersensporn, also ein knöcherner Vorsprung der Ferse, die Ursache für ihre Schmerzen sei. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass solche Sporne bei über 50 % der Bevölkerung zu beobachten sind und in keinem Zusammenhang mit der Entstehung oder Prognose von Fersenschmerzen stehen.

  • Entzündungen: Lange Zeit wurde angenommen, dass ein entzündlicher Vorgang im Gewebe für die Schmerzen und die Funktionseinschränkung verantwortlich wären. Dies konnten aktuelle Untersuchungen nicht bestätigen. Es wurden bei Betroffenen mit dieser Diagnose lediglich eine Verdickung der Faszie und Degeneration der bindegewebigen Strukturen festgestellt. Auch wenn eine Entzündung vorliegt, ist diese keine maßgebliche Ursache für die Schmerzen und damit auch für die Therapie nicht relevant.

Die Wortherkunft der Plantarfasziitis leitet sich von plantar (auf der Unterseite des Fußes), faszi (die Faszie betreffend) und dem Anhang -itis her, der auf eine Entzündung von Gewebe hinweist. Da diese Entzündung, wenn überhaupt vorhanden, kein Faktor des Krankheitsbildes Plantarfasziitis darstellt, ist diese Bezeichnung aber nicht ganz zutreffend.

Fazit

Die Plantarfasziitis ist zwar schmerzhaft, heilt aber in den meisten Fällen folgenlos aus. Untersuchungen zeigen, dass mehr als 80% der Betroffenen nach 12 Monaten vollständig schmerzfrei sind. Eine erfolgreiche Behandlung umfasst ein gezieltes Belastungsmanagement, aktive Übungen zur Symptomlinderung und zur Stärkung der Faszie sowie ggf. passive Maßnahmen. Wichtig ist, den Verletzungs- und Heilungsmechanismus zu verstehen, um eine zielgerichtete Therapie zu ermöglichen und sich nicht von Mythen verunsichern zu lassen. Mit der richtigen Behandlung und Rehabilitation können Beschwerden gelindert und die Lebensqualität verbessert werden.

Wenn du unter Fersenschmerzen leidest, suche einen qualifizierten Experten auf, um eine genaue Diagnose und ein individuell angepasstes Behandlungsprogramm zu erhalten.